Zwei Kandidaten und oft zwei Sichtweisen

Wer wird Bürgermeister im Mühlenbecker Land?

Amstinhaber Filippo Smaldino (SPD) oder Herausforderer Mario Müller (CDU)? Im MAZ-Talk stecken beide Kandidaten am Montagabend im „Mühlentreff“ ihre Ziele ab.

Mühlenbeck. Gleich zu Beginn des MAZ-Forums mit den beiden Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 1. September räumte Amtsinhaber Filippo Smaldino (SPD) mit einem Irrglauben auf: „Der Bürgermeister hat nicht das Sagen, er ist Verwaltungschef.“ Richtig: Die Entscheidungen treffen die Gemeindevertreter. Und er wehrte sich am Montagabend vor rund 50 Gästen davor, das eine wichtige Ziel zu nennen. Es gebe viele Dinge, die gerade abgearbeitet werden: Horterweiterung, Kitaanbau, L21, A10.

Herausforderer Mario Müller (CDU) legte sich zunächst auf eine Sache fest: „Mein Ziel ist es, mit den Bürgern offen und transparent umzugehen.“ Als pragmatischer Mensch wolle er vor Ort sein und nannte zusätzliche Handlungsfelder: Schulerweiterung, Neubau Jugendklub, Wohnungsbau. Bei letzterem Thema gebe es unterschiedliche Herangehensweisen. Während Smaldino nach eigenem Bekunden eine Kooperation mit dem Landkreis anstrebt („Kommunal muss es sein.“), setze er auf Genossenschaften, „um den Haushalt nicht noch stärker zu belasten“, sagte Müller. Und auch die 50 km Sandstraßen in der Gemeinde seien „ein harter Brocken“. Da wolle er „Ruhe reinbringen“. Seine erste Amtshandlung werde es sein, sich mit allen Fraktionen zusammenzusetzen. Und Müller zählte weitere Themen auf: Senioren, Sicherung der Tageseinsatzbereitschaft bei der Feuerwehr, Umwelt und Landwirtschaft sowie moderne Verwaltung.

Erst Amtshandlung: eine Umarmung

Filippo Smaldino will nach der Wahl als erstes anpacken – seine Frau. Eine Umarmung als Dank für die Unterstützung. Gleich am nächsten Tag stehe die Sitzung der Gemeindevertretung an – mit mehr als 50 Punkten auf der Tagesordnung. „Wir haben vorgegebene Ziele“, sagte Smaldino. Noch gehe es um das Abarbeiten vieler Dinge aus dem Vorjahr. Neben Hort, Kita und Jugendklub seien das viele andere Sachen mehr. Und auf die Frage von Moderator und MAZ-Redaktionsleiter Sebastian Morgner bekannte sich Smaldino ganz klar zur Heidekrautbahn. Ein Beschluss der Gemeindevertretung dazu liege seit 2010 vor – und diesen setze er „mit aller Kraft und seit vielen Jahren“ um. Schließlich müssten die Autos im Sinne des Klimaschutzes von der Straße runter. Müller bekräftigte: „Da sind wir auf der selben Wellenlänge.“

In fünf Jahren werde das Mühlenbecker Land weiter gewachsen sein, sagte der CDU-Kandidat. Die Bauflächen seien auf 15 Hektar verdoppelt worden – „wir müssen Kita- und Schulplätze anpassen.“ Dass ein „sehr guter Schulbestand“ vorhanden ist, stellte Filippo Smaldino mit Blick auf die Gesamtschule mit 80 Lehrern und mehr als 800 Schülern fest. Und doch werde mit dem Landkreis bereits über einen Anbau verhandelt. Vertreter der Wirtschaft und Bürgerschaft gäben sich die Klinke in die Hand. Fantastische Unternehmen hätten sich angesiedelt. Nicht umsonst habe er bei Amtsantritt eine Stelle für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur in der Verwaltung geschaffen. Um den Firmen auch genügend Fachkräfte zu verschaffen, „schwebt mir vor, eine Ausbildungsoffensive mit der Gesamtschule zu initiieren“, sagte Müller.

Sandstraßen –und ganz verschiedene Sichtweisen

Nächstes Thema: Sandstraßen. Die Verwaltung halte sich an den Grundsatzbeschluss, pro Jahr mindestens vier Kilometer auszubauen. „Bisher haben wir das immer geschafft“, so Smaldino. Der vereinfachte Straßenbau nach „Bernauer Modell“ sei eine „fragliche Sache“, da angrenzende Grundstücke „absaufen“ könnten. Deshalb müsse genau geschaut werden, wo es anwendbar ist. „Wir brauchen eine neue Prioritätenliste“, sagte Mario Müller. Und man müsse offen und ehrlich mit den Bürgern umgehen. Über anstehende Kostenanteile könnte in einer Broschüre informiert werden – und zwar bereits Jahre vor dem eigentlichen Ausbau.

Ganz klar für einen Klimamanager und eine „Gemeinde ohne Plastik“ sprach sich Filippo Smaldino aus. Kontrahent Müller möchte die Stelle dagegen mit Nachbarkommunen teilen. Einen Klimanotstand sieht er nicht. Dafür möchte er die Vernetzung innerhalb der Verwaltung verbessern und die Kita „Raupe Nimmersatt“ erweitern, um Kitaplätze sicherzustellen. Bislang seien noch alle Kinder untergebracht worden, sagte der Amtsinhaber. Die Kita-Verwaltung mache einen tollen Job. Die U3-Betreuungsplätze seien in seiner Amtszeit von 5 auf 125 erhöht worden. Aber ein Schöner und Besser könne man bei jedem Thema fordern. Nur: „Jede Dienstleistung hat mit dem vorhandenen Personal Grenzen“, so Smaldino. Und „Wer mit offenen Augen durch die Gemeinde geht, kann nicht sagen: Hier passiert nichts.“ Die angeblichen Rücklagen seien in Wahrheit Rückstellungen für andere Projekte, rechnete er vor. Dass die Lage in den Kitas angespannt ist und Nachholbedarf besteht, sagte Mario Müller. Er will auch das offene Gespräch mit Jugendlichen suchen – und zuhören. Dass sich Jugendliche nur schwer und nur temporär mobilisieren lassen, stellte Smaldino mit Verweis auf seine Erfahrungen als Sozialarbeiter fest. Für eine Taktverdichtung beim ÖPNV sprachen sich beide Kandidaten aus. Eine kommunale Vorfinanzierung von Zusatzangeboten befürwortete Mario Müller. Dass bei einem solchen Testlauf das Nachtbus-Ticket eines jeden Fahrgastes 45 Euro gekostet hat, sagte Filippo Smaldino. Aber auch er ärgere sich „zu Tode“ über fehlende Verbindungen innerhalb des Ortes. Deshalb setze er sich nicht nur für verbesserte Taktzahlen bei der S-Bahn ein.

Von Helge Treichel

Quelle: https://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Muehlenbecker-Land/MAZ-Forum-zur-Buergermeisterwahl-im-Muehlenbecker-Land-Zwei-Kandidaten-und-oft-zwei-Sichtweisen

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